Wildbienen im Garten: Kleiner Steckbrief und Nutzen
Die Wildbiene ist im Garten unverzichtbar und eine der wichtigsten Arten in der europäischen Vegetation. Sie ist eine einzigartige und effektive Betäubungsmaschine, aber es gibt eine ganze Reihe von Mythen über die kleinen Tiere. Dazu gehören insbesondere:
- Wilde Bienen sind in der Regel solitär lebende Insekten. Sie leben also nicht im Schwarm, wie die Honigbiene oder die Hummel
- Nicht alle Wildbienen benötigen eine spezielle Pflanzenart, um sich ernähren zu können. Oligolektile Arten (Pflanzespezialisten) benötigen eine bestimmte Pflanzenart für die Nahrungsaufnahme, polylektische Arten sind hingegen Pollengeneralisten und kommen mit so gut wie jeder Pflanzenart zurecht
- Rund ein Viertel aller wilden Bienen sind Kuckucksbienen. Sie betreiben keine eigene Brutvorsorge, sondern schleichen sich in vorhandene Brutnester anderer Wildbienen oder Bienenarten ein
- Die größte natürliche Bedrohung der Wildbiene ist der Mensch. Mit der Flächennutzung durch Bebauung und Agrarwirtschaft zerstört er die natürliche Lebensräume der Insekten.
Die Wildbiene ist im Garten ein echter Nutzbringer, denn sie sorgt durch ihre Nahrungsaufnahme durch eine sehr effektive Verbreitung von Pollen. Wer die wilde Bienenart in seinem Garten ansiedeln möchte, der sollte ein paar wichtige Dinge beachten. Denn wenn die Gartenlandschaft richtig strukturiert ist, dann können die wilden Bienen sehr gut leben und ein wunderschönes Biotop errichten.
Der wildbienengerechte Garten: Gute Tipps zum Pflanzenkauf und zur Gestaltung
An erster Stelle steht die Auswahl der passenden Pflanzen. Hier muss auf eine Mischung geachtet werden, die die Bedürfnisse der Ernährungsweise der Insekten berücksichtigt. Eine gute Auswahl ist gegeben, wenn es genügend Nahrung für oligolektilen Arten, sowie für die polylektische Arten gibt. Ein Mischungsverhältnis von 50% bei den Pflanzungen ist durchaus angemessen und ausreichend. Es muss dabei auf keinerlei Abstand geachtet werden, außer natürlich die Pflanzengattung verlangt eine spezielle Anbauweise. Zusätzlich sollte beachtet werden, dass die Pflanzen über die gesamte Vegetationsperiode blühen können. Nur so sind die Bienen zu jeder Zeit optimal versorgt. Da wilde Bienen keine Schwarminsekten sind, muss die solitäre Lebensweise der Insekten berücksichtigt werden. Man errichtet folglich keine große Insektenhütte, denn diese werden die Bienen in der Regel meiden und nur im Notfall einkehren. Vielmehr ist es für die Bienen sehr gut, wenn man zwischen den Pflanzen und in einem Abstand von einem, bis zwei Metern immer wieder kleinere Behausungen errichtet. Das kann zum Beispiel ein Baumstumpf mit Löchern sein, oder aber ein Stein, unter dem die Bienen nisten können. Wichtig ist, dass die künftigen Behausungen vor Wind- und Wassereinfall geschützt bleiben. Nur kann die Brut über den Winter kommen und im folgenden Jahr schlüpfen. Ein kleiner Teich im Garten ist für die Wildbienen sehr angenehm und sorgt für ein wenig Kühlung. Kein Muss, aber der kleine Teich trägt auch zur Biodiversität bei und ist auch optisch schön anzusehen.
Eine kurze Auswahl an möglichen Pflanzen, Stauden und Gehölzen
Wer seinen Garten wildbienengerecht einrichten möchte, der kann auf eine breite Auswahl an möglichen Pflanzen zurückgreifen. Viele können sogar nicht nur zu optischen Zwecken, sondern auch als Gewürze und für den Verzehr eingepflanzt werden. Wichtig ist, dass auf Züchtungen weitestgehend verzichtet wird. Wildbienen ernähren sich am liebsten von gewohnten Pflanzen, die nicht vom Menschen gezüchtet wurden. Ein Garten voller Zuchtrosen ist zwar wunderschön, aber Wildbienen wird man hier deutlich weniger finden.
Dieses Saatgut ist immer gut:
- Wiesen-Kerbel
- Dill und Fenchel
- Wiesen Salbei
Diese Stauden mögen die Wildbienen:
- Edelgammander
- Wolfsmilch
- Oregano
Diese Gehölze sind ideal für Wildbienen:
- Bibernellrose
- Sommerlinde
- Gewöhnlicher Efeu
Für Flachdächer sind diese Arten gut geeignet:
- Kamillen
- Katzenminze
- Thymian
Natürlich sind das keine abschließenden Listen und es gibt noch viele weitere Pflanzenarten, die für Wildbienen besonders gut geeignet sind. Bei der Auswahl sollte man fachkundige Beratung gerne annehmen und darauf achten, dass die Tiere über die gesamte Vegetationsperiode hinweg mit Pollen versorgt sind.
Eine kurze Lebensbeschreibung einer Wildbiene: Vom Frühling, bis zum Winter
Der Kreislauf des Lebens einer Wildbiene beginnt im späten Frühling, im Sommer, oder aber im frühen Herbst. Sie schlüpft das erste Mal und ernährt sich von den Vorräten, die die Eltern angelegt haben. Nach ungefähr einem Jahr geht es das erste Mal hinaus in die freie Natur. Schon hier wird es riskant, denn Vögel und andere Insekten sind in der Natur der größte Feind der Bienen und da sie in dieser Phase des Lebens noch recht klein sind, sind sie das ideale Fressen. Das Leben beginnt gleich sehr arbeitsam und ereignisreich. Neben der Erkundung des Gartens stehen vor allem der Nestbau und dessen Bevorratung, sowie die Fortpflanzung im Fokus. Das Nest wird gebaut, die Larven werden gelegt und die Vorräte angelegt. Insgesamt legt ein Weibchen bis zu 30 Nestzellen im Laufe ihres Lebens an. Nach vier bis acht Wochen sterben die Weibchen und die Männchen, und jetzt obliegt die Fortsetzung des Kreislaufes den noch kleinen Larven in den Nestzellen. Im Winter überleben erwachsene Bienen nicht. Da die Brut ungefähr ein Jahr bis zur endgültigen Reife benötigt und über Vorräte in der Nestzelle verfügt, überlebt sie den Winter.
Fazit: So kommen die Wildbienen
- Bei der Auswahl des Saatguts auf Vielfalt und Blühzeit achten
- Im idealen Fall sind die Blütezeiten der Pflanzen über die gesamte Vegetationsperiode gewährleistet, um die Ernährung der Bienen sicherzustellen
- Genügend Stellen für die Nestzellen, diese müssen in ausreichender Entfernung und in genügender zahl vorhanden sein
- Die potenziellen Nistplätze sollten in der Nähe von Wärmequellen liegen, und vor Wassereinbruch und Wind geschützt sein
Wer Wildbienen in seinen Garten holt, der sorgt sich um den Artenschutz. Gleichzeitig wird ein kleines und wunderschönes Universum geschaffen, dass weitaus weniger Arbeit verursacht als man denken möchte. Als Gärtner ist man in einem wildbienengerechten Garten eigentlich nur beim Aufbau, und minimal bei der Pflege gefordert und genießt den Rest des Jahres das bunte Treiben.