So schützen Sie Ihre Tiere effektiv vor dem Wolf
Die Ausbreitung des Wolfes in der Kulturlandschaft birgt Konfliktpotenzial. Als Nahrungs-Opportunisten reissen sie Tiere, die sie am leichtesten erbeuten können. Das sind vor allem Nutztiere wie Schafe und Ziegen. Herdenschutzmassnahmen sind daher wichtig. Während bisher der Fokus auf der Hütesicherheit der Nutztiere lag, so muss heute auch zwingend das Eindringen der Wölfe von aussen beim Zaunbau berücksichtigt werden. Wölfe sind sehr lernfähig und entwickeln stets neue Strategien, Umfriedungen zu überwinden. Weiden sollten daher ausreichend gegen Überspringen, -klettern, Durchschlüpfen und Untergraben gesichert werden. Dazu gehört die vielfach erprobte Abwehr von Wölfen mit Elektrozäunen.
Ein lernfähiger Jäger
Wölfe sind äusserst anpassungsfähig und können ihre Jagdtechnik an den örtlichen Gegebenheiten immer wieder adaptieren. Jungtiere lernen von den Elterntieren, wodurch Konditionierungen auch über eine Generation hinaus weitervermittelt werden können.
Grundsätzlich gilt es also, das potentielle Jagdziel (Tierbestand) für den Wolf so unattraktiv wie möglich zu machen - hier ist auch besonders Kontinuität gefragt: verliert ein Wolf den Respekt vor einer Schutzmassnahme, ist er eher bereit, Möglichkeiten zu suchen, um diese zu umgehen. Elektrozäune sollten deshalb durchgehend und an jeder Stelle unter ausreichend Strom stehen. Grundsätzlich suchen sich Wölfe gezielt das am leichtesten zu erreichende Beutetier - deshalb legen sie ihren Jagd-Schwerpunkt vor allem auf Schafe und Ziegen, aber auch Fohlen, Kälber oder ältere Tiere sind gefährdet. Unterschätzt werden darf auch nicht, dass Wölfe aufgrund ihrer Lebensweise immer zuerst versuchen werden, den Zaun zu untergraben, statt ihn zu überspringen. Des Weiteren sind Wölfe durchaus bereit zu schwimmen, weshalb ein Gewässer allein keinen Schutz darstellt. Ausserdem muss auch der Faktor des Verhaltens der eingezäunten und zu schützenden Tiere berücksichtigt werden: Ist die umzäunte Weide zu klein für Grösse und Anzahl der Herde bzw. Tiere, besteht die Gefahr, dass die Tiere bei Annäherung eines Wolfes in Panik geraten und aufgrund der fehlenden Ausweichmöglichkeit durch den Zaun Brechen. Damit ist natürlich zum einen die Herdenschutzmassnahme Zaun verloren und aber auch ein zusätzlicher kostenintensiver Schaden durch den beschädigten Zaun entstanden.
So funktioniert ein Wolfsabwehrsystem
Wenn das Tier nun den Draht berührt, wird ein Stromkreis geschlossen, d.h. der elektrische Strom fliesst durch das Tier und die Erde zurück zum Gerät. Das Tier erhält dadurch einen unangenehmen, wenngleich ungefährlichen Stromschlag und weicht zurück. Ein solches Elektrozaunsystem wird sowohl zur Einzäunung, als auch zur Abwehr von Tieren erfolgreich angewendet. Ein Elektrozaun wirkt als psychologische Barriere und nach dem Prinzip der negativen Konditionierung. Bei Berührung des Zauns durch ein unerfahrenes Tier (Wolf) ist es deshalb wichtig, dass der Stromschlag seine volle Wirkung entfaltet, um das Tier entsprechend zurückweichen zu lassen und eine Lernerfahrung zu erzeugen.
Ein Elektrozaun besteht aus:
- Einem Elektrozaungerät, welches regelmässige Stromimpulse erzeugt.
- Mehreren Drähten, die den Strom transportieren (Drähte müssen nicht zwingend zum Zuanfang zurückkehren, d.h. müssen nicht geschlossen sein).
- Isolatoren bzw. Kunststoffpfähle, welche den Strom gegenüber der Erde isolieren.
- Permanenten oder mobilen Pfählen, die je nach Bedarf eingesetzt werden.
- Der Erdung des Elektrozaungerätes, welches in möglichst feuchtem Erdreich so tief wie möglich platziert werden soll.
Zaunverlauf
Der Elektrozaun muss optimal geerdet sein - gleich ob es sich dabei um einen mit fünf Litzen bestückten Zaun oder um das 85616302 "Primaflex Swiss" - Einzelspitz - 108 cm x 50 m handelt. Zur Stromversorgung wird ein leistungsstarkes 12V Akku-Gerät mit einer Spannung des Weidezaunes von etwa 3500 Volt bis 5000 Volt und einer Impulsenergie von etwa 5 Joule eingesetzt. Der Bodenabstand des untersten blauen 80811601 Weidezaunbands TopLine Plus sollte maximal 20 cm betragen. Bei Verwendung unserer Wolfnetze muss die unterste Litze bis auf den Boden reichen (Geländeunebeneinheiten beachten!). Nur dann kann ein Untergrabungsschutz gegeben sein. Am klassischen Elektrozaun werden die weiteren Litzen auf 40 und 60 cm Höhe angebracht. Danach kann der Zwischenabstand etwas grösser sein - z.B. Litzen 90 und 120 cm Höhe.
In manchen Regionen wird es immer wichtiger, Weidetiere vor Wölfen zu schützen. Wichtig für eine funktionierende Wolfsabwehr ist unter anderem, dass:
- Schwachstellen im Zaun wie Tore, Fahrspuren, Senken oder Unebenheiten gut geschützt sind.
- Möglichst schlagstarke Weidezaungeräte verwendet werden. Der erste Stromschlag, den der Wolf am Zaun verspürt, sollte gleich die volle Wirkung entfalten. Auf diese Weise bleibt dieser stark im Gedächtnis haften und das Tier versucht in Zukunft den Zaun zu meiden.
- An jeder Stelle des Zauns mind. 4.000 Volt messbar sind - auch bei Trockenheit.
- Der Zaun regelmässig geprüft und gewartet wird. Des Weiteren sollte er permanent unter Strom stehen - auch wenn die Tiere nicht auf der Weide sind.
- Erdung: Die Mindestempfehlung liegt bei einem Erdstab von 1 Meter Länge pro 1 Joule Impulsenergie des Weidezaungerätes. Die Qualität der Erdung sollte durch Messung der Erdspannung überprüft werden. Je geringer die Erdspannung desto besser. Bei belastetem Zaun müssen bei Erdspannungen von über 500 Volt weitere Erdstäbe hinzugefügt werden.
- Drähte oder Litzen sollten einen Leiterwiderstand von weniger als 0,25 Ohm/m haben. Bei langen Zäunen und Bewuchs sollte er unter 0,1 Ohm/m liegen.
- HAUPTNER empfiehlt zusätzlich den Einbau von Blitzlichtern in den Elektrozaun, um herannahende Tiere rechtzeitig auf den Zaun aufmerksam zu machen.
Hütespannung und Impulsenergie:
Die Spannungsspitze des elektrischen Impulses eines Elektrozaungerätes wird als Hütespannung bezeichnet. Eine hohe Spannung ist notwendig, um zwischen Zaundraht und Tierkörper einen leitfähigen „Kanal“ zu erzeugen. Für Wölfe empfehlen wir 4.000 Volt als Mindestspannung an jedem Punkt des Zaunes. Nun kann der Strom (Impulsenergie) durch diesen „Kanal“ fliessen.
Die Schockwirkung ist also abhängig von der Höhe der Impulsenergie - Spannung selber schmerzt nicht. Bei der Raubwildabwehr empfehlen wir 12 Volt Geräte mit min. 3 Joule Impulsenergie (Output) - ideal sind ca. 5 Joule wie 824437 Starterset Mobil Power A4500 - inkl. Akkukasten.
Kann ein 230 Volt Gerät eingesetzt werden, sollten noch stärkere Modelle gewählt werden, wie z.B. 813448 M 115 D Weidezaungerät.
Unser Tipp:
Es ist ratsam, am oberen Zaunende auf ca. 120 cm ein blaues 820172 Signalband als optische Barriere zu spannen. An windexponierten Flächen bietet es sich an, unser 850545 Herdenschutzband in mehrere Streifen zu schneiden und jeweils oben an den Pfählen zu befestigen. Besonders auf jüngere Wölfe sollen diese eine zusätzliche, wenn auch nur kurzzeitige Abwehrwirkung haben. An allen Ecken und je nach Zaunlänge auch auf halber Strecke einer jeden Pferchseite wird ein Holzpfahl eingeschlagen, an dem Isolatoren festgeschraubt werden. Dazwischen stellt man (je nach Gelände) im Abstand von 7 bis 8 m der Zaunhöhe entsprechende Kunststoffpfähle auf.
Wichtig:
Ein mobiler Pferch darf nicht zu klein sein, damit ein Wolf nicht zu nah an die Nutztiere gelangt und sie dadurch in Unruhe versetzt. Im Einzelfall ist eine doppelte Umzäunung notwendig. Dadurch entsteht ein “Sicherheitsring”.