So schützt du deine Tiere effektiv vor dem Wolf in der Schweiz
So schützt du deine Tiere effektiv vor dem Wolf in der Schweiz
Die Rückkehr des Wolfes in die Schweizer Kulturlandschaft sorgt immer wieder für Diskussionen. Als geschickte Jäger suchen sie sich Beute, die am leichtesten zu erreichen ist – darunter fallen oft Nutztiere wie Schafe, Ziegen, Kälber oder Fohlen. Daher ist ein effektiver Herdenschutz unverzichtbar, um Verluste zu vermeiden.
Ein einfacher Zaun reicht oft nicht aus, da Wölfe sehr lernfähig sind und Strategien entwickeln, um Hindernisse zu überwinden. Sie klettern, springen, graben sich unter Zäunen hindurch oder versuchen, Schwachstellen gezielt zu nutzen. Deshalb ist es wichtig, dass eine Schutzeinzäunung optimal konzipiert ist, um den Wolf von Anfang an wirksam abzuhalten. Die bewährte Lösung: Elektrozäune.
Wie funktioniert ein Elektroweidezaun als Wolfsschutz?
Ein Elektrozaun wirkt nicht als physische Barriere, sondern als psychologische Abschreckung. Berührt der Wolf den Zaun, schliesst sich der Stromkreis, und er erhält einen unangenehmen, aber harmlosen Stromschlag. Durch diese negative Erfahrung lernt das Tier, die Begrenzung zu meiden.
Damit diese Methode erfolgreich ist, muss der Elektrozaun durchgehend unter Spannung stehen. Wölfe testen oft mehrfach, ob eine Barriere tatsächlich wirkt. Ist die Spannung unzureichend oder nicht durchgängig, verlieren sie schnell den Respekt vor dem Zaun.
Was macht einen sicheren Wolfsabwehrzaun aus?
Ein funktionierender Elektrozaun zur Wolfsabwehr besteht aus folgenden Elementen:
- Elektrozaungerät, das regelmässige Stromimpulse erzeugt
- Stromführenden Drähten oder Litzen, die den Strom leiten (müssen nicht zwingend zu einem geschlossenen Kreislauf zurückgeführt werden)
- Isolatoren oder Kunststoffpfählen, die eine Erdverbindung verhindern
- Mobilen oder permanenten Zaunpfählen, je nach Einsatzzweck und Gelände
- Solider Erdung, die möglichst tief und in feuchtem Erdreich installiert wird
Zaunverlauf und Konstruktion
Unabhängig davon, ob es sich um einen klassischen Fünflitzenzaun oder um ein Netz wie das Modell „Primaflex Swiss“ (108 cm x 50 m) handelt – die Erdung muss jederzeit optimal gewährleistet sein.
Für die Stromversorgung empfehlen wir ein leistungsstarkes
12V-Akkugerät
mit einer Zaunspannung von 3.500 bis 5.000 Volt sowie einer Impulsenergie von etwa 5 Joule.
Litzenführung
Beim Einsatz von Litzen- oder Bandmaterial (zum Beispiel TOPLine Plus) gelten folgende Empfehlungen:
- Die unterste Litze sollte maximal 20 cm über dem Boden verlaufen – in unebenem Gelände direkt am Boden, um ein Untergraben durch Wölfe zu verhindern.
- Die weiteren Litzen sollten bei 40 cm, 60 cm, 90 cm und 120 cm verlaufen.
- Bei Wolfnetzen muss die unterste Litze zwingend den Boden berühren. Unebenheiten im Gelände sind bei der Installation besonders zu beachten.
Effektive Wolfsabwehr – Worauf es ankommt
Für eine zuverlässige Schutzwirkung kommt es nicht nur auf die Zaunhöhe an, sondern auf das Zusammenspiel aller Komponenten. Besonders wichtig:
- Schwachstellen wie Tore, Fahrspuren, Senken oder Unebenheiten müssen zusätzlich abgesichert werden.
- Verwende möglichst schlagstarke Weidezaungeräte, da der erste Stromimpuls entscheidend ist – er muss sofort abschrecken.
- Der Zaun sollte regelmässig auf mechanische Beschädigungen, Stromfluss und Erdung kontrolliert werden.
Besondere Herausforderungen in der Schweiz
Die Schweiz hat eine anspruchsvolle Topografie mit alpinen Weideflächen, die eine besondere Herausforderung für den Herdenschutz darstellen. In Bergregionen müssen Zäune an steiles und felsiges Gelände angepasst werden. Hier ist es besonders wichtig, mobile Zaunlösungen einzusetzen, die flexibel und einfach auf- und abgebaut werden können. Zudem kann es sinnvoll sein, an exponierten Stellen doppelte Zäune zu errichten, um den Schutz weiter zu erhöhen.
Praktische Tipps zur Wolfsabwehr
Wichtig ist eine regelmässige Kontrolle des Zauns. Falls der Strom ausfällt oder das Netz lückenhaft ist, erkennen Wölfe die Schwachstelle schnell und nutzen sie aus. Zusätzliche Massnahmen wie Blitzlichter oder Signalbänder können zusätzliche visuelle Abschreckungseffekte erzielen.
In einigen Regionen empfiehlt sich eine doppelte Umzäunung, insbesondere bei temporären Zäunen. Der Zwischenraum zwischen den beiden Zäunen schafft eine Pufferzone, die Wölfen den Zugang weiter erschwert.
Eine weitere effektive Massnahme ist die Nutzung von Nachtpferchen. Das bedeutet, dass die Herden über Nacht in besonders gesicherte Areale gebracht werden. Diese sind oft kleiner und lassen sich mit stärkeren Zäunen oder zusätzlichen Schutzmassnahmen ausstatten.
Herdenschutz als nachhaltige Lösung
Ein gut gesicherter Weidezaun schützt nicht nur die Tiere, sondern verhindert auch Konflikte zwischen Landwirten und dem Wolf. Durch effektive Präventionsmassnahmen lassen sich Risse vermeiden und Weidetiere langfristig sicher halten. Herdenschutz ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der traditionellen Weidewirtschaft und zur Koexistenz mit heimischen Wildtieren in der Schweiz.