Fruktan - Das müssen Pferdebesitzer wissen
Fruktan wird von vielen Pferdebesitzern gefürchtet, da dem Kohlenhydrat im Weidegras massive gesundheitliche Risiken nachgesagt werden. Doch was steckt dahinter?
Was ist Fruktan?
Fruktan ist ein langkettiges Kohlenhydrat, das in vielen Pflanzen als kurzfristiger Energiespeicher dient. Es wird gebildet, wenn durch Fotosynthese überschüssige Energie entsteht, die nicht sofort für das Wachstum benötigt wird – etwa bei Kälte oder Wassermangel. Das Fruktan lagert sich vor allem im Stiel der Pflanze ein und wird bei besseren Wachstumsbedingungen in kurzkettige Zucker umgewandelt, um Energie bereitzustellen. Es kommt in verschiedenen Lebensmitteln wie Zwiebeln, Knoblauch, Artischocken und auch im Weidegras von Pferden vor.
Warum ist Fruktan für Pferde problematisch?
Pferde stammen ursprünglich aus kargen Steppengebieten und ihr Verdauungssystem ist auf energiearmes Futter, wie rohfaserreiches, fruktanarmes Gras, spezialisiert.
Fruktanreiche Gräser
, wie sie heute oft auf üppigen Weiden vorkommen,
sind für Pferde unnatürlich und problematisch
.
Fruktan kann im Dünndarm des Pferdes nicht verdaut werden. Es gelangt deshalb in den Dickdarm, wo es von Bakterien fermentiert wird. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren , die den pH-Wert im Darm senken . Das kann:
1. die Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen ,
2. zu Verdauungsproblemen wie Durchfall oder Koliken führen,
3. und das Risiko für Hufrehe (eine schmerzhafte Entzündung im Huf) stark erhöhen.
Besonders gefährlich ist eine plötzliche und hohe Aufnahme von Fruktan , z. B. bei ungewohntem Zugang zu frischem, fruktanreichem Gras.
Wichtige Maßnahmen:
- Langsame Gewöhnung an die Weide ,
- Auswahl fruktanarmer Grasarten ,
- Angepasste Weidepflege
,
um die
Gesundheit der Pferde zu schützen
und
Hufrehe vorzubeugen
.
Das Weidegras
Einige Weidegräser wie
Wiesenschwingel
(
Festuca pratensis
) und
Deutsches Weidelgras
(
Lolium perenne
) haben einen
hohen Fruktangehalt
. Sie sind robust, ertragreich und werden deshalb oft auf sogenannten
„fetten Kuhwiesen“
angebaut. Für
Kühe
sind diese Gräser unproblematisch, für
Pferde
hingegen
gesundheitlich riskant
, da sie Fruktan nicht gut verwerten können.
Pferdefreundliche Gräser mit niedrigerem Fruktangehalt sind zum Beispiel:
- Wiesenlieschgras ( Phleum pratense )
- Wiesenrispe ( Poa pratensis )
- Rotschwingel ( Festuca rubra )
- Knaulgras ( Dactylis glomerata )
- Straussgras , Wiesenfuchsschwanz , Kammgras u. a.
Diese Gräser sind allerdings oft weniger robust und haben geringere Erträge , weshalb sie seltener verwendet werden.
Empfehlung:
Für pferdegerechte Weiden sollte man bei der Neuaussaat bevorzugt fruktanarme Gräser wählen und, wenn nötig, nur geringe Mengen fruktanreicher Sorten wie Weidelgras untermischen, um die Tritt- und Verbissfestigkeit zu verbessern. So lässt sich das Fruktanrisiko minimieren und die Gesundheit der Pferde schützen .
Was beeinflusst die Fruktanwerte im Gras?
1. Wetter und Jahreszeit
Der
Fruktangehalt im Gras
wird stark von
Temperatur
und
Lichtverhältnissen
beeinflusst:
1. Sonnenlicht fördert die Fotosynthese , wodurch die Pflanze Energie produziert, die in Form von Fruktan gespeichert wird.
2. Kälte hemmt das Pflanzenwachstum. Die überschüssige Energie kann dann nicht für Wachstum genutzt werden und wird als Fruktan im Gras eingelagert .
3. Bei schlechtem Wetter (Regen, bewölkt) wird weniger Energie produziert, weshalb weniger Fruktan gebildet wird.
Besonders hoher Fruktangehalt:
- An sonnigen, aber kalten Tagen
- Im Frühjahr und Herbst , wenn es kühl, aber oft sonnig ist
Niedriger Fruktangehalt:
- Bei warmem, bewölktem oder regnerischem Wetter
- Im Sommer , wenn Temperaturen höher sind und das Gras stärker wächst
Für Pferde ist das Risiko einer hohen Fruktanaufnahme besonders an klaren, kalten Tagen im Frühjahr und Herbst groß. An solchen Tagen sollte das Weidemanagement entsprechend angepasst werden.
2. Kurz gefressenes (gestresstes) Gras
Wenn Pferde das Gras
zu kurz abfressen
, geraten die Pflanzen
unter Stress
, was die
Fruktanproduktion erhöht
. Auch
zu kurzes Mähen
kann diesen Stress auslösen.
Empfehlungen:
- Pferde sollten auf Weiden mit ausreichend langem Gras stehen, damit sie nicht bis zum Boden abfressen müssen.
- Beim Mähen sollte das Gras nicht zu kurz geschnitten werden.
Um den Fruktangehalt im Gras niedrig zu halten und die Gesundheit der Pferde zu schützen, sollte man Stress für die Pflanzen vermeiden – durch angepasstes Weidemanagement und sorgfältiges Mähen.
3. Düngen
Entgegen der allgemeinen Annahme führt
regelmäßige Düngung mit stickstoffhaltigem Dünger
nicht zwangsläufig zu einem höheren Fruktangehalt im Gras. Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) zeigte, dass
regelmäßig gedüngte Weiden
sogar
weniger Fruktan enthalten
als extensiv (wenig) gedüngte Flächen.
Gründe:
- Hochleistungsgräser wie Wiesenschwingel und Deutsches Weidelgras wachsen nur auf humus- und nährstoffreichen Böden optimal.
- Auf nährstoffarmen, trockenen Böden geraten die Gräser unter Stress , was ihre Fruktanproduktion erhöht .
Empfehlung:
- Bei Weiden mit einem hohen Anteil an fruktanreichen Gräsern sollte eine moderate Stickstoffdüngung (3x jährlich) erfolgen, um Nährstoffmangel zu vermeiden und den Fruktangehalt zu senken.
- Der Düngeplan sollte auf die jeweilige Grasart abgestimmt werden.
Eine gezielte, maßvolle Düngung kann helfen, den Fruktangehalt im Weidegras zu reduzieren und das Risiko für Fruktan-bedingte Gesundheitsprobleme bei Pferden zu verringern.
Fruktan im Raufutter
Auch Heu kann Fruktan (Fruchtzucker) enthalten. Der Gehalt hängt ab von:
1. der Grasart ,
2. dem Wachstumsstadium ,
3. der Erntezeit ,
4. und ob das Gras unter Stressbedingungen (z. B. Hitze, Dürre oder Frost) gewachsen ist.
Wer ganz sicher gehen will, kann den Fruktangehalt im Heu labortechnisch untersuchen lassen.
Fazit
- Fruktan lässt sich nicht vollständig vermeiden , stellt aber bei ungünstigen Bedingungen ein gesundheitliches Risiko für Pferde dar.
- Durch ein bewusstes und angepasstes Weidemanagement (z. B. geeignete Gräser, richtige Düngung, Weidepflege und angepasste Nutzungszeiten) können die Risiken deutlich reduziert werden.